Für Ärzte / Therapeuten

Sensomotorischen Einlagen zur
Bewegungsoptimierung und
Schmerzreduktion

Was sind senso­­moto­rische Einlagen und wie unterstützen sie das Gangbild?

Das Funktionsprinzip der proprio Einlagen

Durch gezielte Reize in die Sehnen der langen und kurzen Fußmuskulatur werden Rezeptorsignale der Propriozeptoren im Muskelbauch und im Muskel-Sehnen-Übergangsbereich verändert.

Das Zentrale Nervensystem reagiert darauf mit An- oder Entspannung der Muskulatur. In der Folge verändern sich die Stellung der Gelenke und damit auch die Statik. Biomechanische Drehmomente nehmen Einfluss auf dynamische Prozesse wie zum Beispiel Fuß- und Beinrotationen. Durch den Ausgleich muskulärer Dysbalancen wird den damit im Zusammenhang stehenden Beschwerden ursächlich entgegengewirkt.

Es entsteht ein Trainingseffekt für die Muskulatur, der dazu führt, dass Fehlstellungen und funktionelle Defizite u.U. sogar langfristig und dauerhaft korrigiert werden. Das Oberflächenrelief der proprio Einlagen wird von Orthopädie-Techniker:innen/Orthopädie- Schuhtechniker:innen immer individuell gestaltet und richtet sich nach der Anatomie, Physiologie und Indikation der Patientin oder des Patienten. Die Einlagen werden computergestützt in modernster CNC-Technik gefräst. Dies hat den Vorteil, dass sie detailgetreu reproduzierbar sind und je nach Schuhsituation in verschiedenen Materialstärken gefertigt werden, auch für elegantes Schuhwerk.

Aktiv statt passiv

Sensomotorische Impulspunkte auf der Einlageoberfläche

Versorgungsziel und Medizinische Begründung

Sensomotorische (auch propriozeptive, afferenzstimulierende) Einlagen zielen in ihrer Therapie darauf ab, durch eine spezielle Oberflächenmodulation die Eingangsreize (Afferenzen) in das Sensomotorische System gezielt zu verändern, um so entsprechend eines postulierten Effektes eine verbesserte muskuläre Ansteuerung zu erzeugen. Eine medizinische Begründung der Verordnung ist notwendig. Nach dem Fünften Sozialgesetzbuch (SGB V) besteht Rechtsanspruch auf die im Einzelfall erforderliche Versorgung.

Versorgungsziel ist es, ursächliche Auslöser von funktionellen Beschwerden und Gangbildstörungen durch veränderte neuromuskuläre Signale zu minimieren oder auszuschalten.

  • I.d.R. gilt die Hilfsmittel-Nummer 08.03.07.0 „Individuell hergestellte Einlagen bei schweren, schmerzhaften und kontrakten Fußfehlformen“.

    Einige Krankenkassen haben Einzelverträge mit den Leistungserbringern vereinbart und führen „Propriozeptive Einlagen, individuell hergestellt“ unter eigenen Hilfsmittelnummern, z.B. 08.00.03.0701 AOK plus.

Indikationen

Nachweisbare Wirksamkeit bei funktionellen Störungen

Der Fuß ist über seine tragende Eigenschaft hinaus auch Wirkort für funktionelle Defizite im gesamten Bewegungsapparat. Veränderungen am Fuß nehmen Einfluss auf die Ausrichtung der unteren Extremitäten, wodurch sich die Beckenposition wie auch die Haltung des Rückens verändern können. Funktionelle Beschwerden, die aus diesen Kausalitäten resultieren, können somit über den Fuß und eine adäquate Einlagenversorgung unterstützend oder ursächlich behoben werden.

Zu den funktionellen Störungen zählen beispielsweise:

Neurologische Gangbildstörungen

Neurologische Erkrankungen oder Verletzungen verursachen eine massive Beeinträchtigung der Mobilität der Betroffenen im Alltag. Fehlsteuerungen von Muskelaktivitäten führen zu Veränderungen der Motorik. Einlagen können helfen, Muskelüberspannungen zu reduzieren und bei verminderter Muskelfunktion über Reize und mechanische Komponenten die Stabilität und damit die Gangsicherheit zu verbessern.

Motorische / neurologische Gangbildstörungen sind beispielsweise Begleiterscheinungen dieser Erkrankungen: